Von Andreas Steba
In der heutigen Zeit, in der technologische Entwicklungen und digitale Innovationen in nahezu jedem Lebensbereich Einzug halten, neigen wir dazu, unkritisch zu sein. Besonders besorgniserregend ist die Einführung der Elektronischen Patientenakte (ePA), die als Heilmittel für das chronische Problem von ineffizientem Datenmanagement im Gesundheitswesen angepriesen wird. Doch die Realität könnte alarmierender nicht sein. Zunächst einmal ist es unerlässlich, dass jeder Arzt seine Hausaufgaben macht. Gedankenlos auf die Daten eines vorherigen Arztes zu vertrauen, ist schlichtweg unverantwortlich. Gesundheitsversorgung hängt von akkurater Diagnose und umfassender Anamnese ab – nicht von möglicherweise fehlerhaften digitalen Datensätzen.
Die ePA stellt eine gefährliche Abkürzung dar, die die Qualität der medizinischen Versorgung erheblich mindern kann.
Angesichts der vielen Datenlecks und des Missbrauchs persönlicher Informationen, die in der Vergangenheit vorkamen, müssen wir uns ernsthaft fragen: Wer schützt uns vor dem Missbrauch dieser sensiblen Daten? Das Vertrauen der Patienten in die Vertraulichkeit ihrer Gesundheitsinformationen ist gefährdet, ja, es steht auf der Kippe. Es könnte nicht nur erschüttert, sondern gänzlich zerstört werden.
Auch wenn es im Moment nicht im Fokus steht, die theoretische Möglichkeit, die dort enthaltenen Daten gegen die Patienten zu verwenden, ist gegeben. Wer garantiert uns, dass Versicherungen nicht beginnen, unsere Krankengeschichte als Grundlage für die Berechnung unserer Versicherungsprämien zu nutzen? Ein kleines gesundheitliches Risiko, wie etwa eine Fettleber – möglicherweise verursacht durch genetische Faktoren oder äußere Umstände – könnte so zu einem unnötigen finanziellen Risiko ausgeweitet werden.
Die Marketing-Behauptung, die ePA steigere die Effizienz, ist nicht nur schwachsinnig, sondern auch irreführend und menschenverachtend. Sie ignoriert die individuellen Bedürfnisse der Patienten und reduziert die Gesundheitsversorgung auf ein reines Zahlenspiel in einer Datenbank. Wir sollten viel mehr darauf bestehen, dass die medizinische Versorgung nach den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet ist und nicht nach dem, was automatisierte Systeme vorgeben.
Die drohende Gefahr, die die zentrale Speicherung sensibler Gesundheitsdaten mit sich bringt, sollte nicht unterschätzt werden. In einer Zeit, in der Pharmakonzerne und Lobbyisten immer wieder versuchen, ihren Einfluss geltend zu machen, wird die ePA zu einem zweischneidigen Schwert. Es ist an der Zeit, die Fragen zu stellen, die für uns alle von Bedeutung sind: Wer kontrolliert diese Daten? Wie werden sie genutzt? Ist es im Interesse der Patienten, wenn ihre Krankengeschichte den profitablen Interessen der Pharmaindustrie untergeordnet wird? Unsere Angst vor einer Datenkrake, die nicht nur für die Behandlung, sondern auch für monetäre Entscheidungen genutzt werden kann, ist mehr als gerechtfertigt.
Als liberal-libertärer Denker ist es mein fundamentales Credo, dass ich niemals bereit sein werde, sensible Daten in den Händen von Politikern zu belassen. Diese Politiker könnten mit unseren Informationen neue Interessen verfolgen und sie missbrauchen. Für jeden, der Freiheit und Selbstbestimmung schätzt – und dazu zähle ich auch die arbeitenden Menschen, die oft in einem System gefangen sind, welches sie kaum zu verstehen vermögen – kann ich eine solche Praxis nicht nur ablehnen, sondern auch nicht empfehlen. Daher: Ja zu freiwilligen Lösungen, ja zu Anreizen, aber ein klares Nein zu Bestrafungen oder Verpflichtungen.
Der Weg zu einer verantwortungsvollen und menschenwürdigen Gesundheitsversorgung führt nicht über oberflächliche digitale Lösungen wie die Elektronische Patientenakte. Stattdessen brauchen wir eine Rückbesinnung auf persönliche Verantwortung, die Expertise von Fachärzten und eine Patientenversorgung, die den Menschen und nicht die Technologie in den Mittelpunkt stellt. Es ist an der Zeit, unsere Stimme zu erheben und für ein Gesundheitssystem zu kämpfen, das den menschlichen Bedürfnissen dient und nicht den Interessen einer profitgetriebenen Industrie.