Einwurf von der SeitenlinieThilo SchneiderBild einesBild eines Otzelot passend zum Artikel von Thilo Schneider Otzelot

Demnächst ist es wieder so weit. Ihre Wahlbenachrichtigung haben Sie sicher schon bekommen und an den Ort gelegt, an dem Sie solche Dinge wie auch Konzertkarten, den Zweitschlüssel, die noch zu zahlenden Strafzettel und den Gutschein für den Baumarkt aufbewahren. Damit Sie sie keinesfalls vergessen, gemeinsam mit Ihrem Personalausweis, um am 9. Juni Ihrer vornehmsten Pflicht als Demokrat ihr Wahlrecht wahrzunehmen.

Wissen Sie noch, wer die letzte Europawahl gewonnen hat? Korrekt, das war Manfred Weber von der EVP, der „Europäischen Volkspartei“, so eine Art CDU Europas, deren Parteivorsitzender Manfred Weber ist. Von Ihnen über den Wahlzettel der CSU ins Europaparlament und über die meisten europäischen Stimmen auch zum europäischen Kommissionspräsidenten gewählt. Warum Sie ihn trotzdem nicht als Kommissionspräsidenten sehen, liegt daran, dass ihn die Franzosen nicht leiden können und deswegen mit Angela Merkel ausgehandelt haben, dass Lieber Ursula von der Leyen das Amt übernimmt. So oder so ähnlich war es und ganz Europa hätte sich die Wahl sparen können, wenn sie einfach Angela Merkel und Emanuel Macron gefragt hätten, wer ihnen denn genehm ist. Aber ich schweife ab, Entschuldigung.

Jetzt stehen eben wieder Wahlen an und Angela Merkel ist nicht mehr im Amt und die Karten werden neu gemischt. Jetzt zwischen Olaf „dem Drögen“ Scholz und immer noch Emanuel Macron. Weber stellt sich erneut als Spitzenkandidat zur Wahl, ich bin gespannt, ob es daher Ursula von der Leyen, oder, wie wir sie nennen, „UvL“ wieder macht. Mit der Macht. Als konservativer oder liberal-konservativer Wähler haben Sie es bei der Europawahlfarce relativ leicht, denn es gibt keine 5%-Hürde. Sie können also lustig alles Mögliche wählen und durcheinander würfeln. Für Sie die Chance, einmal eine der neueren und kleineren Parteien auszuprobieren, die sich in der vermeintlichen oder tatsächlichen Lücke zwischen der grünspa(h)nigen Union, den frei irrlichternden Freidemokraten und der Alternative für Deutschrussen drängeln. 

Wie aber sollte sie aussehen, die Partei der Liberal-Konservativen?

Um gleich mit einem Irrtum aufzuräumen: „Konservativ“ heißt nicht, um jeden Preis auf Altem zu beharren und „liberal“ bedeutet nicht, beliebige Ansichten zu haben, also „wertlos“ zu sein. Konservativ im Besten Sinne ist es, an Altbewährtem festzuhalten, bis es neuere, bessere Alternativen gibt. Die Progression, den Fortschritt, regelt für einen Liberalkonservativen der Markt. Wäre dies anders, gäbe es heute kein Smartphone und keine Social-Media und wir würden entweder auf „Schusters Rappen“ oder auf dem eigenen Rappen zur Arbeit reiten. Progression mit der Brechstange, wie sie die Grünen derzeit regelrecht ohne Sinn und Verstand zu erzwingen versuchen, sind dem Liberal-Konservativen ein Gräuel.

Genauso verhält es sich mit der Liberalität: Nur ein absoluter Idiot würde heute bestreiten, dass wir qualifizierte Migration benötigen. Die meisten Firmen, die einmal das Gütesiegel „made in Germany“ geprägt haben, sehen heute in „Germany“ nur noch die Made, den Wurm, der in unserer Wirtschaft steckt. Sie wandern entweder ins Ausland ab oder machen gleich ganz mangels Fachpersonal dicht. Ein Liberaler hat nichts gegen kontrollierte und geregelte Migration von Facharbeitern. Da wäre auch schön blöd und ahnungslos. Wogegen er etwas hat, ist das Trichterprinzip, oben ein paar Millionen Leute aus aller Herren- und Männerländer ́reinzukippen und darauf zu hoffen, dass unten neben einer ganzen Menge Triebtätern, Irren und religiösen Fanatikern auch ein paar Ingenieure, Hirnchirurgen und Rechtsanwälte und Handwerksmeister ́rausfallen. Oder: Es mag sich jeder so kleiden, wie er will und sich Montags als Frau und am Donnerstag als Ozelot fühlen, für einen Liberalen ist das kein Problem. Ein Problem wird es erst, wenn der Ozelot darauf beharrt, als Ozelot behandelt zu werden und Sonderrechte für Ozelotte oder Otzelots (ich bin zu faul, den Plural zu googeln) einfordert und er außerdem gerne mit einem Ozelotpronomen (Otz, Lotz) angesprochen werden möchte. Jedenfalls bis nächsten Montag, wenn er wieder eine Frau (her/his) ist. All das ist für einen Liberalen – und einen Konservativen sowieso – der reine Horror und blanker Unsinn von Menschen, die außer ihrem Geschlecht sonst nichts haben. Und teilweise ja nicht einmal das und zwischen den Geschlechtern wie ein Stroboskop hin- und her wechseln.

Ein Liberalkonservativer erwartet, um es in einem Satz zu sagen, eine Politik der Vernunft mit nachvollziehbaren Ansätzen, ohne irgendwelchen Radikalismus, trotzdem mit Leidenschaft. Eine Politik, die keine Menschen „mitnehmen“ will, sondern nachvollziehbar und schlüssig erklärt, was sie ändern, aber auch was sie behalten will. Und daher sucht er, der  Liberalkonservative, nach einer Partei, die vernünftig, ehrlich und fair ihre und damit seine Positionen vertritt. Ganz ohne hysterische Apokalypsenwarnungen, ohne Allmachts- und Allwissenheitsanspruch und ohne klebrigen Pathos. Er sucht eine neue Stimme im Chor.

Probieren Sie doch bei der Europawahl mal das „Bündnis Deutschland“ aus? Laden Sie sie doch einmal im Wahlomat? Das Programm passt, die Akteure sind motiviert, jung, gebildet und tatsächlich im besten Wortsinn normal. Oder Sie bleiben bei Manfred Weber. Dann überlassen Sie Europa den Leyens.