Einwurf von der SeitenlinieThilo Schneider

von Thilo Schneider

 

1979 sang Thommy Bayer: „…die haben nicht mal hingehört, die ham nicht mal gelacht, aber Rock´n´Roll – ist, wenn man´s trotzdem macht!“

Daher soll am Anfang dieses kleinen, launigen Artikels ein Danke stehen: Ein Danke an alle, die sich in, an und für eine junge Partei wie das „Bündnis Deutschland“ aufgerieben haben, die sich mit Dingen herumschlagen mussten, die in den etablierten Parteien Parteiorganisationen übernehmen, die ihre Parteitage im Hinterzimmer vom „Gasthaus zum Goldenen Hirschen“ abhalten konnten und bei denen sich fleißige Pixelschubser mit dem Acrobat-Reader Wahlplakate zusammenzimmerten. Immer das gleiche Häuflein, die Schar Aufrechter, die auf eigene Kosten und nur für ihre Überzeugung Plakate in der Garage lagerten und dann hängten (die Plakate, nicht die Aufrechten), die ihre Flyer konzipierten und dann aus dem heimischen Farbdrucker haben ´rauslaufen lassen oder „noch schnell“ bei Flyeralarm auf den eigenen Deckel bestellten und bei ihren Wahlkampfkundgebungen die Besucher einzeln und per Handschlag begrüßen konnten. Der mitgebrachte Hund zählt halb!

Liebe Mitglieder des „Bündnis Deutschland“, ich fühle Euch. Ich weiß, mit wie viel Elan, Enthusiasmus, aber auch Freude und Euphorie Ihr in den Wahlkampf gezogen seid. Ich war da auch schon. Und wie Ihr „wenigstens 1%, vielleicht auch mehr“ erwartet habt, wie Ihr auf der Homepage des Bundeswahlleiters immer wieder geklickt habt und da: In Hintermondhausen gab es schon wieder fünf Stimmen“ und dann sind die Wahllokale geschlossen, alle Wahlkreise ausgezählt und dann stehen da: 0,2% bundesweit. Nullkommazwei. Dafür Wahlkampf gemacht, sich quergelegt, endlos mit Freunden und Verwandten diskutiert, ein Wahlprogramm ausgearbeitet und abgestimmt und der ganze andere Quatsch wie Familie und Beruf noch nebenher? Ja, „dabei sein ist alles“, aber das ist Unsinn. Im Fall von Parteien ist „dabei sein“ mit 0,5% Wahlkampfkostenerstattung verbunden, 5% mit einem Einzug ins Parlament. 0,2 ist „Sonstige unter Sonstigen“. 0,2% ist Mist. Lasst den Quark!

Aber ist das wirklich so? Soll man es lassen? Ganz im Ernst: Nein! Politik ist das Bohren ganz dicker Bretter und selbst ein „Shooting Star“ wie die AfD hat Jahre und dutzende Wahlkämpfe gebraucht, bis sie in das erste Parlament einzog. Es zieht sich. Erst recht, wenn man selbst medial nicht vorkommt und die eigenen Pressemitteilungen ungelesen in den Papierkörben der Redaktionsstuben landen und/oder ein zugfähiger und bekannter Frontmann/Frontfrau fehlen. Es dauert. Wirklich! Aber Aufgeber gewinnen nie und Gewinner geben nie auf, um auch mal vulgärliberal zu werden.

Wie ist die Lage aber tatsächlich? Laut Wikipedia hat das „Bündnis Deutschland“ etwa 1.000 Mitglieder. So viel hat ein CSU-Ortsverband in einer mittelgroßen bayerischen Stadt. Gewählt aber haben das „Bündnis Deutschland“ rund 79.000 Menschen. Für 79.000 Menschen war das Bündnis Deutschland gut genug, 79.000 Menschen fanden das „Bündnis Deutschland“ sympathisch. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Bamberg. So wenig ist das gar nicht! Das sieht zwar prozentual doof aus – aber in absoluten Zahlen ist das für einen unbekannten Newcomer ganz gut.

Das „Bündnis Deutschland“ hat damit mehr Stimmen als „Verjüngungsforschung“ (304 Stimmen), „Menschliche Welt“ (694 Stimmen) oder „Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) (719 Stimmen). Und die sind den gleichen steinigen Weg wie das „Bündnis Deutschland“ gegangen.

Nun sollten natürlich solche genauso unbekannten Parteien kein Vergleichsmaßstab sein, wie sieht es gegen bekanntere Parteien aus? Sie kennen die überall wild plakatierenden Kommunisten-Zombies der „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschland (MLPD)“? Seit 1982 geistern die bereits durch die Parteienlandschaft. Und erhielten bei der Bundestagswahl jetzt 19.876 Stimmen. Die eigentlich hätte-fusionieren-wollende Werte-Union kam gerade mal auf 6.803 Stimmen. „Team Todenhöfer“ mit dem regelmäßig an Selbstüberschätzung leidenden Fast-Kanzler Jürgen schaffte es auf 24.558 Stimmen, die sehr bekannte „Basis“ hat lediglich 6.000 Stimmen mehr und geht mit 85.557 Stimmen nicht in die Wahlkampffinanzierung. Die ehemals berühmten Piraten konnten 13.809 Stimmen erbeuten. Sogar die in Bayern doch recht bekannte und rege ÖDP schnitt mit 49.730 Stimmen doch recht überschaubar ab.

Aber wie auch immer: Jede dieser Stimmen wurden gezählt und alle Stimmen, die unter „Sonstige“ subsumiert sind, machen in ihrer Gesamtheit satte 9,4% aus. Das sind 9,4%, die den Etablierten fehlen. Und das, liebe „Bündnis Deutschland“ – Streiter, ist zu einem guten Teil auch Euer Verdienst!

Daher – nicht traurig sein! Seht, was Ihr alles bereits geschafft habt. Das ist viel! Keiner hat gesagt, es würde leicht! Macht weiter. Aufstehen, Krönchen richten, Verbündete suchen. Es wird. Das ist ein Marathon, kein Sprint! Seid stolz auf Euch, denn Ihr lebt Demokratie. Jeder fängt klein an – aber manchmal werden die Kleinen auch groß! Nach dem Abgesang auf die FDP ist die Nachfrage nach einer wirklich liberal-konservativen Partei größer denn je! Überlegt Euch, was Ihr anders machen könnt. Vernetzt Euch. 0,2% klingt wenig, aber bedeutet, dass Euch knapp 79.000 Leute als wichtig erachtet haben. Für diese 79.000 macht Ihr es. Diesen 79.000 würdet Ihr fehlen! Das BüDe ist ein Angebot. Die Nachfrage ist ebenfalls da. Jetzt müssen die nur noch zusammenfinden.

Eigentlich ganz einfach.